Gefäßzentrum Bremen am Rotes Kreuz Krankenhaus

Gefäßmedizin Therapie Krampfadern

Symptome bei der Krampfadererkrankung (Varikosis)

Krampfadern, auch Varizen genannt, entstehen durch Aufweitung der Hautvenen (Vena saphena magna und parva) am Bein, bedingt durch einen nicht mehr vollständigen Schluss der Venenklappen. Diese Klappen dienen normalerweise als eine Art Ventil, um zu gewährleisten, dass das Blut nur in eine Richtung, nämlich herzwärts fliesst. Ist die Ventilfunktion aufgehoben, fliesst das Blut insbesondere im Stehen, bedingt durch die Schwerkraft, ins Bein zurück. Dem dadurch entstehenden Staudruck des Blutes sind die Venen nicht gewachsen und “leiern” aus, es bilden sich Krampfadern.

Die normale Krampfadererkrankung macht bei weitem nicht so viele Symptome wie angenommen.

Das wohl wichtigste Symptom sind die sichtbaren und damit natürlich störenden Krampfadern selbst.

Weitere Symptome können sein:

Schmerzen sind kein typisches Symptom der Krampfadererkrankung, sie treten meist nur sekundär im Rahmen einer Thrombophlebitis oder eines offenen Beines auf.

Als schwere Komplikation der Krampfadererkrankung mit einer hohen Incidenz (Vorkommen in der Bevölkerung) muss das Ulcus cruris, das klassische offene Bein angesehen werden. Bedingt durch den oft jahrelangen Druck der Krampfadern gegen die Haut, vornehmlich am Unterschenkel, erleidet die Haut schwere Schädigungen. Oft reicht nun eine kleine Verletzung aus um ein Ulcus entstehen zu lassen.
Ulcera können sehr groß werden, neben Schmerzen stellen sie natürlich ein erhebliches hygienisches Problem dar, die Lebensqualität der Patienten wird durch die ewig nässenden und oft auch übel riechenden Wunden einschneident eingeschränkt.

Stripping-Verfahren

Beim Herausziehen (Stripping) wird der Hauptstamm der oberflächlichen Venen (Vena saphena magna oder parva) in dem Ausmaß entfernt („gezogen“), wie diese Venen defekte Venenklappen tragen: Entweder mit einer herkömmlichen Metall- oder Plastiksonde (Babcock-Technik) oder mit einer Kältesonde (Kryo-Technik). Die Einmündung dieser Hauptvene in die tiefe Vene (Leiste oder Kniekehle) wird unter Sicht dargestellt und hier direkt zur tiefen Vene abgebunden (Crossektomie), um Rezidive (wiederauftretende Krampfadern) von dieser Region aus zu vermeiden. Sichtbare und tastbare Krampfadern, die häufig Seitenästen wie bei einem Baum entsprechen, werden über kleinste Stiche entfernt. Diese Operationsleistung wird von den gesetzlichen Krankenkassen gezahlt.

Kompressionsstrümpfe sollten postoperativ für 4 Wochen getragen werden, um den Heilungserfolg zu gewährleisten.

Endovenöse Therapie

Endovenoes

Bei den endovenösen Operationen wird durch Einbringen einer Sonde unter Ultraschallkontrolle mit Hilfe von Radiofrequenz- oder Laser-Energie durch Hitze die Veneninnenwand des oberflächlichen Venenhauptstammes „verschweißt“. Dieser Eingriff gilt im Vergleich zum Stripping als schonender.

Verschiedene Bezeichnungen wie Venefit®-System, früher VNUS-Closure®, oder die Celon-Methode sind gebräuchlich. Alle sind endovenöse (vom Gefäßinnern her) Verfahren zum Verschluss von Krampfadern. Bei der endovenösen Behandlung werden die erkrankten Venenabschnitte nicht entfernt (gestrippt) sondern verschlossen. Das Venefit®-Verfahren ist eine moderne minimal invasive Alternative zum herkömmlichen Venenstripping.

In die betroffene Vene wird durch einen kleinen Einschnitt ein dünner Katheter eingeführt. Der Katheter überträgt Hochfrequenzenergie (Radiowellen) auf die Venenwand, was zu deren Erhitzung, Kollaps und Verschluss führt. Nach der Verödung übernehmen gesunde Venen deren Aufgabe. Der Katheter wird entfernt und über dem Einschnitt ein Verband angelegt.

Die Methode erzielt ein gutes kosmetisches Ergebnis mit wenig Narben und eine kurze Genesungszeit. Weil die Stammvene nicht gezogen (gestrippt) wird, gibt es weniger Hämatome. Die ambulante Durchführung in Vollnarkose ist vielerorts Standard. Eine örtliche Tumeszenz-Anästhesie ist aber möglich und wird von uns geeigneten Bedingungen durchgeführt.

Das Verfahren verzichtet auf den Leistenschnitt und die seit über 100 Jahren bewährte Krossektomie, weshalb langfristig häufiger Rezidive möglich sind, die von der Leistenregion ausgehen.

Die Behandlung mit Laser wird in Bremen vom Gefäßzentrum des RKK seit 2004 angeboten, mit Radiofrequenzenergie vom RKK und MVZ am RKK seit 2011.

Potenzielle Risiken und Komplikationen: Bei der Behandlung von Venen, die sich dicht an der Hautoberfläche befinden, kann es zu Hautverbrennungen kommen. Auch kann eine thermische Beschädigung von benachbarten Nerven mit Missempfindungen am Unterschenkel als Folge auftreten. Deshalb wird üblicherweise in das Gewebe um die Vene herum vorher eine Flüssigkeit injiziert, um dieses Risiko zu minimieren.

Anmerkung von Chefarzt Dr. Paetz:
Die Vorteile der Methode beziehen sich ausschließlich auf den köpernahen (proximalen) Anteil der Stammvene. Dieser wird nicht herausgezogen sondern ohne Narben verschweißt und damit unschädlich gemacht. Im Falle der V. saphena magna geht es also ausschließlich um die erkrankte Vene am Oberschenkel. Wenn dicke Seitenäste sichtbar sind, insbesondere am Unterschenkel, können diese nicht durch das endovenöse Verfahren beseitigt werden. Es sind also zusätzliche kleine Schnitte für eine Miniphlebektomie erforderlich, um diese Krampfadern zu entfernen.

Ähnlich ist es bei einer Rezidiv-Varikosis, wo die Stammvene bei einer früheren Operation gezogen wurde. In dieser Situation sind die Krampfadern meistens zu geschlängelt, so dass ein endovenöser Katheter (durch das Innere der Vene) nicht eingeführt werden kann.

Das endovenöse Verfahren ist gut, aber nicht für alle Patienten geeignet. Die optimale Behandlung von Krampfadern kann man nicht im Internet erfahren. Immer ist eine individuelle Beratung nach (!) Untersuchung durch einen erfahrenen Therapeuten erforderlich.

Schaumsklerosierung

Schaumsklerosierung

Bei der herkömmlichen Sklerosierung (Verödung) wird eine Flüssigkeit in die Krampfader gespritzt. Bei der Schaumsklerosierung wird die Flüssigkeit mit Luft vermischt. Das ist technisch sehr einfache Verfahren wird seit ca. 2000 als Ergänzung zu den anderen Methoden der Krampfaderbehandlung angewendet.

Das alkoholische Verödungsmittel befindet sich in einer Spritze, die Luft in einer anderen. Über einen Verbindungsschlauch wird der Inhalt beider Spritzen so oft hin und her gespritzt (ausgetauscht), bis sich ein Gemisch aus der Verödungsflüssigkeit und kleinen Luftbläschen (= Schaum) gebildet hat (Foto rechts).

Nach der Schaum-Therapie muss, wie auch nach der klassischen Venenverödung, für einige Tage ein medizinischer Kompressionsstrumpf getragen werden.

Vorteile sind: Durch den Schaum hat das Verödungsmittel eine größere Oberfläche. Man braucht also weniger (giftiges) Verödungsmittel, weil dieses durch die Luftbläschen verdünnt wird. Der Schaum verbleibt länger in der Vene (mehrere Minuten), während das flüssige Verödungsmittel schneller abgeschwemmt wird. Dadurch wird die erwünschte schädigende Wirkung auf die Gefäßwand verstärkt. In größeren Venen kann die Ausbreitung des Schaums im Ultraschall während der Behandlung vom Therapeuten kontrolliert werden.

Nachteile sind: Für sehr dicke Krampfadern (Stammvenen) ist die Schaumverödung nicht geeignet. Zum einen lassen sich diese Venen mit Schaum nicht sicher verschließen, zum anderen besteht die Gefahr, dass Schaum ungewollt in den Kreislauf oder sogar in das Gehirn gelangt. Bei sehr dünnen Venen (Besenreiser) gibt es nach der Schaumsklerosierung oft hässliche Hautverfärbungen, weshalb hier die Verödung mit reiner Flüssigkeit geeigneter ist.

Für die Schaumsklerosierung braucht der Therapeut weder eine gefäßchirurgische noch phlebologische Ausbildung und keinen Operationssaal. Die aufwändigen und kostenträchtigen Vorschriften zur operativen Behandlung von Krampfadern müssen nicht vorgehalten werden. Deshalb besteht die Gefahr, dass dieses Verfahren häufiger angeboten wird als es medizinisch indiziert ist. Die Schaumsklerosierung wird nicht von allen gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.

Anmerkung von Chefarzt Dr. Paetz:
Keinesfalls ist die Schaumsklerosierung das ideale Verfahren für alle Patienten mit Krampfadern. Wenn es so wäre, würden alle Varizen-Therapeuten nur diese Methode verwenden. Die Schaumsklerosierung stellt eine Ergänzung zu den anderen etablierten Behandlungsverfahren dar.

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